Im Laufe der Jahre gewinnen wir an Berufserfahrung – unser Wissen wächst. Gleichzeitig sinkt mit zunehmendem Alter unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit – im Berufsleben ein klarer Nachteil.
Leisten wir ab 50 tatsächlich weniger als unsere 30-jährigen Kollegen?
Ein interessanter Artikel auf der Website des Zentrums für demografischen Wandel geht dieser Fragestellung nach.
Und welche Auswirkungen hat das für die Stellengestaltung und Entlohnung?
Hierbei sollte weniger das Alter, sondern vielmehr die Produktivität im Fokus stehen. Durchschnittlich mag die mit zunehmendem Alter zwar abnehmen, doch über das Leistungsprofil des Einzelnen – ob nun jung oder alt – wissen wir deshalb noch nicht mehr.
Wären wir tatsächlich in der Lage alle Facetten individueller Produktivität zu berücksichtigen, kämen wir möglicherweise zu der Auffassung, dass das Alter – auch für für Entlohnungsfragen – keine Rolle mehr spielen sollte.
“Wo aber Produktivität schlecht messbar ist und auch aus (lange zurückliegenden) Qualifikationen und Arbeitszeugnissen nur unzureichend abgeleitet werden kann, ist das Problem vor allem ein (altersunabhängiges) Informationsproblem”
schreibt der Experte Michael Kuhn in seiner Stellungnahme zum empfohlenen Artikel.
Und die sollten Sie auch kennen, zumal er dort neben den Anforderungen auch über die Auswirkungen (sinkender) Aus- und Weiterbildungsbereitschaft auf die Produktivität berichtet.
Abschließend sei aus seiner Argumentation zitiert:
“Die Vermutung liegt nahe, dass ältere Arbeitnehmer insbesondere dort weiterhin produktiv sind, wo sie ihre Erfahrungen einbringen und an Jüngere weitergeben können. Selbst dort, wo technisches Know-How in Zeiten des rapiden technologischen Fortschritts schnell veraltet, dürften Erfahrungen bei der Organisation des Arbeitsablaufs, im sozialen Umgang und beim ‚Troubleshooting’ weiterhin eine Rolle spielen.“
Was halten Sie eigentlich von generationsübergreifendem Lernen in Ihrem Unternehmen?
Nein, nein – nicht nur das klassische `jung lernt von alt´, sondern vor allem auch das wünschenswerte `alt lernt von jung´ ist hier gemeint…
“Zwischen dem 30. und dem 90. Geburtstag gehen 25 Prozent der grauen Zellen verloren, wobei ausgerechnet die für das Lernen und Erinnnern zuständigen Areale am stärksten schrumpfen”, schreibt DER SPIEGEL unter dem Titel “Fit wie in der Steinzeit” (Nr. 5/2006).
Glücklicherweise ist das kein Argument, um sich vor den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu drücken, denn laut diesem Artikel kennt die Wissenschaft auch Methoden, dem “Abbauprozess” möglichst lang entgegenzuwirken.
“Wer seinen Leib trainiert, der züchtet sich im Oberstübchen frische Nervenzellen heran, die dann das Denkvermögen verbessern” zitiert der Autor die Erkenntnisse der Hirnforscher und Neurophysiologen.
Sofern diese neuen Hirnzellen auch mit “neuen Eingaben” und Herausforderungen konfrontiert werden, stehen sie unserem neuronalem Beziehungsgeflecht auch nachhaltig zur Verfügung.
Für frische und angestaubte Hirnzellen gilt gleichermaßen:
Wollen wir sie effizient einsetzen, müssen wir sie pflegen – ganz genau so, wie wir es von unseren “sonstigen Beziehungsgeflechten” auch kennen.
Zu dieser Thematik finde ich auch diese Diskussion im Xing-Forum interessant:
https://www.xing.com/app/forum?op=showarticles&id=3946443
Das BIBB hat schon in 2005 interessante Untersuchungsergebnisse zur Wertschätzung des Wissenspotenzials älterer Arbeitnehmer veröffentlicht:
http://www.bibb.de/de/19999.htm
Einen ansteigenden Qualifizierungsbedarf bei über 50-Jährigen sehen nur 18% der Betriebe als erforderlich an. Infolgedessen gibt es auch kaum spezielle Angebote für Personalentwicklungsmaßnahmen für die Zielgruppe jenseits der 40 Jahre.
Tut sich hier ein (noch nicht erkannter) Bedarf auf?