Die gestrige Meldung klang sachlich, nüchtern und kühl – ohne es wirklich zu sein:
“Der Brockhaus-Verlag wird zum 15.4.2008 mit einem umfangreichen kostenlosen Lexikonportal online gehen”.
Das Bibliographische Institut & F. A. Brockhaus in Mannheim stellt seine Enzyklopädie ein. Von einer dramatischen Geschäftsentwicklung und Beerdigung einer mächtigen deutschen Institution, der Brockhaus Enzyklopädie, ist hierbei nichts zu lesen.
Dennoch geht es um nichts weniger als das! Erneut hat das Internet als Medium für Informations- und Wissensaustausch ein traditionelles Geschäftsmodell zu Fall gebracht, und das neue beruht auf dem Gegenpol des Wissens – dem Glauben daran, dass Erfolge aus der Vergangenheit sich auch zukünftig bewähren!
Allerdings ist eine ehemals belächelte Online-Enzyklopädie bereits erfolgreich als neue Web 2.0-Marke auf dem Markt platziert – mit einem Qualitätsvorsprung kollektiver Intelligenz.
- Ob die Nutzer von Wikipedia & Co. sehnsüchtig auf den neuen Online-Brockhaus gewartet haben?
- Wissen ist – und bleibt – Macht(faktor). Jedoch haben sich die Machtverhältnisse in den letzten Jahren deutlich verschoben – ökonomische Folgewirkungen eingeschlossen. Erkennen Sie neue Zusammenhänge zwischen Wissenserwerb und -nutzung und Ihrem Geschäftsmodell?
- Interessieren Sie sich für die Geschichte und Details hinter der obengenannten Pressemeldung, die dieser Artikel in der FTD vertieft?
- Fürchten Sie sich jetzt vor den Wirkungen – oder beginnen Sie, an Ihrem Geschäftsmodell der Zukunft zu arbeiten?
Mich erinnert die radikale Veränderung des hier beschriebenen Geschäftsmodells an die vor kurzem skizzierte Veränderung bei Triumph-Adler. Einer der prägnanten Kernsätze am Schluss lautet:
*Besinnung auf Kerngeschäft heißt nicht, das gleiche tun zu wollen wie früher. Das alte Geschäftsmodell muss weiter entwickelt werden. In diesem Fall: Von der Herstellung zum Dienstleister, von Schreibmaschine und Computer zum Document Business.*
Vielleicht finden die Verantwortlichen hier ja Parallelen.
Die ganze Geschichte dieses Wandels halte ich übrigens für genauso lesenswert:
http://ftd.de/karriere_management/management/313914.html?mode=print
Auch die Finanzdienstleistungsbranche hat – zum Teil – die Herausforderungen der Web 2.0-Zeit für sich erkannt, wie diese Präsentation von Deutsche Bank Research belegt:
http://www.expeditiondeutschland.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000218922.pdf
Inwieweit sich daraus neue Geschäftsmodelle ergeben, ist mir bisher allerdings noch nicht zu Ohren gekommen. Wer weiß mehr?
Dieser Tage flatterte eine Meldung durch die Lande, wonach es möglicherweise doch noch einmal einen gedruckten Brockhaus geben könne. Man behalte sich die Entscheidung vor, hieß es aus Mannheim. Das Ins-Netz-Stellen verschiebe sich noch eine Weile.
Es wäre schön zu erfahren, woran Brockhaus-Liebhaber jetzt sind. Sollten Sie schon einmal mit dem Sparen auf die neue Print-Version beginnen?
Zu den Herausforderungen, die mit Netzwerken, Hierarchien und Macht(verlust) zu tun haben, empfehle ich die Aussagen von Prof. Dr. Peter Kruse:
http://de.youtube.com/watch?v=KtU9-tU0z0M&feature=PlayList&p=6F8B805C5213A40B&index=8
Danach ist leichter zu verstehen, weshalb sich Menschen in klassischen Unternehmen so schwer tun…
Karsten Kneese, wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am RheinAhr Campus, hat gerade zu der Thematik eine bemerkenswerte Präsentation aus dem Themenbereich Unternehmensführung veröffentlicht.
Titel:
Hierarchie, Macht und Autorität, Verantwortung und Vertrauen, Führung in virtuellen Organisationen Wissensmanagement und Web 2.0
Wer sich damit auseinandersetzen möchte:
http://www.slideshare.net/karstenkneese/hierarchie-macht-und-autoritt-verantwortung-und-vertrauen-wissensmanagement-und-web-20-presentation