Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) informiert in seinem gestern erschienenen Newsletter über seine Forschungsergebnisse unter der Leitfrage:
EDV-gestütztes Wissensmanagement: Ein Instrument auch für kleine und mittlere Unternehmen?
Wissen ist ein zentraler Produktionsfaktor von Unternehmen. Mit Wissensmanagement bietet sich den Unternehmen ein Instrument an, durch das sie eine effizientere Nutzung ihres vorhandenen, strategisch relevanten Wissens erreichen können. Es dient der Sicherung von Fachkompetenz ebenso wie der zweckdienlichen Vernetzung von Wissensträgern im Unternehmen. Das IfM Bonn ist in einer aktuellen Studie mittels Daten der Erhebung “MIND – Mittelstand in Deutschland” der Frage nachgegangen, ob der Mittelstand dieses Instrument zur Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit nutzt.
Hier einige Ergebnisse:
- Technikgestützte Wissensmanagementsysteme kommen bei lediglich 5,8 % der kleineren Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten zum Einsatz.
- Bei größeren Mittelständlern bis 499 Beschäftigten verdoppelt sich der Anteil auf 11,8 %. EDV-gestützte Wissensmanagementinstrumente kommen vor allem dann zur Anwendung, wenn die Wertschöpfungsprozesse wissensintensiv sind, so z.B. in forschenden Unternehmen.
- Elektronische Verfahren des Wissensmanagements werden außerdem verstärkt von solchen Unternehmen genutzt, die sich einem externen Rating unterziehen. Hieran wird deutlich, dass auch im Mittelstand die Möglichkeit zunehmend erkannt wird, durch ein systematisches Wissensmanagement Kernkompetenzen zu identifizieren, um diese dann im Rahmen einer externen Unternehmensbewertung geltend machen zu können.
Fazit:
Der Mittelstand hat das Potenzial, das EDV-gestützte Wissensmanagementsysteme bieten, noch nicht ausgeschöpft. Mit zunehmender Berücksichtigung der Ressource Wissen bei Ratingverfahren dürfte das Wissensmanagement in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Die Studie “EDV-gestützte Methoden des Wissensmanagements in der Personalpolitik kleiner und mittlerer Unternehmen” wurde im aktuellen Jahrbuch zur Mittelstandsforschung 1/2007 veröffentlicht.
(Quelle: IfM-Bonn-Forschungsnews 6/2007 vom 13.12.2007)
…und was schließen wir daraus? Im Westen nichts Neues?
Nein, dass wäre sicher zu kurz gesprungen. Die Zusammenhänge zum Rating und zur Personalentwicklung sind an dieser Stelle bereits ebenso diskutiert worden, wie das inhärente Potenzial für die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit.
Jedes einzelne Argument böte auch für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) Grund genug, sich sofort dem Thema zu stellen und die ersten Projekte sinn- und nutzenstiftend anzuschieben – wenn die erforderliche Innovationsbereitschaft in den Unternehmen und die erforderliche Finanzierungs- und Risikobereitschaft bei Kapitalgebern und/oder anderen Projektsponsoren gegeben wäre.
(Spontane Autorenerkenntnis: “Ooops – so viele Konjunktive auf einmal!?”)
Bisher haben die allseits längst bekannten Argumente noch zu relativ wenig Handlungsbereitschaft geführt, wie die IfM-Untersuchung erneut belegt.
Und jetzt kommt die interessante Anschlussfrage zur IfM-Ausgangsfrage:
Was muss eigentlich passieren, damit Wissensmanagement nicht mehr als potenzial- und zukunftsträchtig diskutiert, sondern als selbstverständlicher Bestandteil im (Unternehmens-)Alltag gelebt wird?
Meine These zu dem, was passieren muss, fasse ich in einem Wort zusammen:
Umdenken!
…und dass das Denken nur der erste Schritt sein kann, setze ich als bekannt voraus.
Gern zitiere ich in diesem Kontext übrigens Herrn Gunter Kayser, einen weiteren IfM-Mitarbeiter, aus seinem Beitrag zum Buch `Ressource Mensch – Mitarbeiter finden, fordern, fördern´ (erschienen bei Redline Wirtschaft), der auf Seite 109 konstatiert:
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Für den Personalsektor vieler kleiner und mittlerer Unternehmen ist somit eher die Anpassung an das Unvermeidliche, nicht aber die Einbindung
in ein zukunftsgerichtetes personalwirtschaftliches Gesamtkonzept, typisch.
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Demnach muss der optimierte Umgang mit dem Produktionsfaktor Wissen wohl erst *unvermeidlich* werden. In einigen Branchen ist man aufgrund des Anpassungsdrucks übrigens schon weiter als in anderen.
(Anm.: Diese Behauptung gilt ebenso für unterschiedliche Unternehmen gleicher Branche)